2.1.1 Was Sie im Modul “Profiling 1 – Einführung und Grundlagen” erwartet
Im sozialen Bereich geht es oft darum eine Einschätzung zu den Personen zu erhalten mit denen man arbeitet. Grund dafür ist herauszufinden welche Ressourcen und welche Unterstützungsbedarfe die Person mitbringt und an welchen Stellen angesetzt werden kann. Dafür werden in der Praxis oft auf verschiedene Methoden zurückgegriffen die einem helfen sollen mehr über sein Gegenüber zu erfahren. In diesem Kurs verwenden wir dafür den Begriff Profiling. Doch was genau ist mit Profiling gemeint und was umfasst der Begriff alles? Um eine Antwort auf diese Frage soll es in diesem Modul gehen. Es geht darum ein gemeinsames Verständnis für den Begriff zu erhalten und ein Grundlagenwissen zu Profiling zu erhalten.
Zu Beginn beschäftigt sich das Modul damit, was genau unter Profiling verstanden wird um für den weiteren Kursverlauf eine Begriffsdefinition zu erhalten. Anschließend wird es darum gehen aus welchen Gründen wir Profiling überhaupt im sozialen Bereich nutzen. Folglich wird sich dann daraus die Frage ergeben, wo Profiling sonst noch angewandt wird und in wie fern sich die verschiedenen Profilingbereiche unterschieden. Damit verbunden wird dann auch, welche Methoden und Formen Profiling im sozialen Bereich hat und wie die Anwendungsmöglichkeiten aussehen (können).
Es stellt sich auch die Frage in welchem Umfang Profiling sinnvoll ist und wann der passende Zeitpunkt für ein Profiling ist. Natürlich wollen wir abschließend dann nicht außer Acht lassen, welche Vor- und Nachteile Profiling hat und welchen Rahmenbedingungen es Bedarf um ein gelingendes Profiling durchführen zu können.
Arbeitsauftrag:
Schauen Sie sich nachfolgend das MooC Video zu Box 2.1 Profiling 1 – “Definition – Was ist Profiling?” an.
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Transkription des Videos:
Definition – Was ist Profiling?
Wir kennen den Begriff vielleicht aus dem Film- oder Serienkontext. Vor allem in Kriminalserien taucht der Job der Profiler*innen immer wieder auf. Im Grunde tun wir im sozialen Bereich das Gleiche, wenn auch die Methoden bzw. Zielgruppen andere sind.
Das Wort Profiling kommt aus dem Englischen und wird meist unübersetzt direkt in unseren Sprachgebrauch übernommen. Es bedeutet so viel wie die Erstellung eines Gesamtbildes einer Persönlichkeit. Speziell im beruflichen Kontext des sozialen Bereichs bedeutet das, dass wir damit versuchen unser Gegenüber besser kennen zu lernen. Im Zentrum stehen die perspektivischen Wünsche einer Person. Außerdem möchten wir so viel wie möglich über die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Grenzen, sowie das Umfeld aber auch die Historie und das Verhalten der Person erfahren.
Durch Profiling wird es möglich den Status Quo der betreffenden Person zu veranschaulichen und zur Grundlage für den weiteren Prozess zu nehmen. Diese Grundlage ist sehr wichtig um passende Begleitungsangebote und Unterstützungsmaßnahmen zu bieten. Je ausführlicher das Profiling, desto aussagekräftiger das Gesamtbild. Hierbei muss allerdings erwähnt werden, dass Profiling sehr unterschiedlich aussehen kann.
Szenarien und ihre Aspekte:
Profiling unterstützt dabei, das Potenzial von Menschen, die auf Jobsuche sind, sichtbarer zu machen. Manche Menschen brauchen auf dem Weg zu ihrem Traumberuf Unterstützung aufgrund unterschiedlicher Barrieren.
Profiling hilft uns dabei, dass die bewerbende Person sich seiner oder ihrer Stärken und Schwächen bewusstwerden kann. Durch die Ergebnisse des Profiling ist es möglich, Vorstellungen und Wünsche mit Realität und Umsetzbarkeit abzugleichen. Um das mit einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn bewerbende Person A gerne handwerklich tätig ist und auch deren Stärken in diese Richtung ausgeprägt sind, wird sie ein Job in Richtung Büroarbeit nicht lange erfüllen. Das könnte in Hinsicht der beruflichen Zukunft, wenn nicht beachtet, zur Frustration auf beiden Seiten führen.
Wichtig ist es außerdem, gut über die intrinsische Motivation der bewerbenden Person Bescheid zu wissen. Eine hohe persönliche Motivation macht es möglich, eventuell noch fehlende Kompetenzen leichter zu erwerben.
Profiling hilft Personen, die in der Unterstützung und im Jobcoaching tätig sind, dabei, passende Ausbildungsrichtungen anbieten zu können. Damit kann der Zugang zum Arbeitsmarkt, vielleicht auch zum Traumberuf, geebnet werden. Hier ist es wichtig, Faktoren wie die intellektuelle Eignung, mögliche Über- oder Unterforderung, aber auch Charaktereigenschaften und Soft Skills gut zu sehen.
Für potenzielle Arbeitgebende und Ausbildungsstellen ist es wichtig, über Potenziale und Einschränkungen Bescheid zu wissen. Das hilft dabei zu klären, ob die Rahmenbedingungen passen oder zusätzliche Unterstützung benötigt wird. Ist es beispielsweise erforderlich, dass die bewerbende Person B in einer ruhigen Umgebung arbeitet, so wäre das Großraumbüro nicht das richtige Arbeitsumfeld.
Und nicht zuletzt müssen die für die bewerbende Person relevanten Umgebungs-bedingungen wie die finanzielle Situation oder Mobilität bei allen Entscheidungen in Betracht gezogen werden.
Profiling-Verfahren und -Prozess
Es gibt kein vorgeschriebenes Verfahren wie Profiling im Allgemeinen ablaufen muss. Es gibt unterschiedliche Arten wie es gestaltet, auf welche Weise und in welchem Umfang es durchgeführt werden kann. Die Bandbreite reicht von einfachen Fragebögen über standardisierte Verfahren bis hin zu komplexen Analysen. Manche Analysen erfordern für die Durchführung den Einsatz von Fachpersonal wie beispielsweise psychologische Fachkräfte.
Zu Beginn des Coachingprozesses kann Profiling ein wichtiges Instrument sein. Dadurch lassen sich Zielführende und passgenaue Unterstützungsangebote von vorne rein planen.
Die Entwicklung eines Menschen ist ein dynamischer Prozess und Profiling eine Methode, die im Begleitungsprozess immer dann eingesetzt werden kann, wenn Veränderungen, Stärken und Schwächen oder auch neu erworbene Kompetenzen sichtbar gemacht und dokumentiert werden sollen.
Das Profiling kann also als fortlaufendes Instrument eingesetzt werden, um entweder nur die Entwicklung zu dokumentieren oder als Hilfsmittel für die weitere Planung.
Wichtig ist: Das Profiling sollte immer in einer ruhigen und geschützten Umgebung stattfinden und vorurteilsfrei ausgewertet werden. Auch wenn jedes Profiling immer nur eine Momentaufnahme ist und nie ein vollständiges Bild einer Person zeichnen kann, ist die Methode des Profiling ein wertvolles Tool im Alltag der Sozialen Arbeit.


